Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie haben sich diesen Leitfaden vorgenommen, weil Sie Angehörige*r einer Hochschule sind und diese bei der Implementierung von Nachhaltigkeit in verschiedenen Handlungsfeldern unterstützen möchten? Sie sind Student*in, wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in oder Professor*in? Sie arbeiten in der Hochschulverwaltung, im technischen Betrieb oder sind Mitglied der Hochschulleitung?
Vielleicht ist es an Ihrer Hochschule bereits gelungen, eine*n Nachhaltigkeitsbeauftragte*n oder -koordinator* in zu benennen und es ist eben diese Funktion, in der Sie sich mit den Strukturen und Prozessen auseinandersetzen, über die Nachhaltigkeit an Ihrer Hochschule verankert werden kann? ...
Nachhaltigkeit betrifft dabei alle hochschulischen Bereiche: Forschung, Lehre, Betrieb und Transfer. Zu jedem dieser Themen empfehlen wir die Lektüre der spezifischen Leitfäden unserer Kolleg*innen aus dem HOCHNVerbund. Die vielen unterschiedlichen Projekte und Initiativen an den Hochschulen gilt es aber ebenso in ihren Zusammenhängen zu betrachten. Dies geschieht über Querschnittsperspektiven, wie sie beispielsweise die Nachhaltigkeitsberichterstattung einnimmt, oder eben über den vorliegenden Leitfaden zur hochschulischen Governance. Einer solchen Perspektive geht es immer auch darum, die gesamte Institution in den Blick zu nehmen und die Verbindungen zwischen den einzelnen hochschulischen Bereichen zu beleuchten: Kommunikation, Partizipation und die Prozesshaftigkeit hochschulischer Nachhaltigkeit nehmen daher im Governance-Leitfaden eine wichtige Rolle ein. Wir beziehen uns dabei auf die Erkenntnisse einer umfangreichen Erhebung, die wir im Rahmen des HOCHN-Verbundes durchgeführt haben. Dabei wurden in allen elf Verbundhochschulen Vertreter*innen der Studierendenschaft, der Verwaltung, der Hochschulleitung, aus Forschung und Lehre sowie der Nachhaltigkeitskoordination interviewt.
Unser Leitfaden gliedert sich in vier Abschnitte:
1. Governance
2. Gelingensbedingungen
3. Maßnahmen
4. Selbsteinschätzung
Governance : Hier erklären wir, weshalb die Betrachtung und Beachtung hochschulischer Governance im Nachhaltigkeitsprozess ein wichtiger Schritt ist und wie wir den durchaus vielschichtigen Begriff „Governance″ in diesem Zusammenhang überhaupt verstehen. Am Ende des Kapitels stellen wir fünf Dimensionen hochschulischer Nachhaltigkeit vor: die sogenannten Governance-Regler Politik, Profession, Organisation, Wissen und Öffentlichkeit.
Gelingensbedingungen : Die Voraussetzungen und Eigenheiten der ‚Organisation Hochschule′ sind Gegenstand des zweiten Kapitels. Hier werden die förderlichen und die hemmenden bzw. erschwerenden Faktoren in Bezug auf die Entwicklung hochschulischer Nachhaltigkeit diskutiert. Dabei geht es häufig um die Rolle der verschiedenen Akteur*innen, die innerhalb und außerhalb der Hochschule den Prozess beeinflussen.
Maßnahmen : Im Maßnahmenkapitel widmen wir uns ganz konkret den Strukturen und Instrumenten, die sich an unterschiedlichen Hochschulen als gewinnbringend für den Nachhaltigkeitsprozess erwiesen haben. Der rote Faden, der sich durch dieses Kapitel zieht, ist die Einbindung und Koordinierung aller denkbaren Akteur*innen oder Stakeholder in die Thematik. Jedes der diskutierten Maßnahmenbündel wird den im Kapitel Governance vorgestellten Governance-Reglern zugeordnet.
Selbsteinschätzung : Zu guter Letzt bieten wir Ihnen ein Selbsteinschätzungstool an, mit dessen Hilfe Sie die Nachhaltigkeitsgovernance Ihrer Hochschule einordnen können. Das Tool beruht auf den Governance-Reglern, die Ihnen eine Richtschnur zur Beurteilung der Nachhaltigkeitsaktivitäten an Ihrer Hochschule bieten. Sie werden darin außerdem die zuvor beschriebenen Maßnahmen wiederfinden und feststellen, in welcher der Dimensionen Ihre Hochschule bereits gut aufgestellt ist und durch welche Maßnahmen andere Dimensionen bereichert werden könnten.
In dieser überarbeiteten Auflage des erstmalig 2018 veröffentlichten Leitfadens sind insbesondere Konkretisierungen und Ergänzungen am Selbsteinschätzungstool – den Governance-Reglern – vorgenommen worden. Damit beruht die überarbeitete Fassung des Leitfadens auf Erfahrungen, die wir bei der Anwendung des Leitfadens in Workshops mit den verschiedensten Hochschulen gesammelt haben. An den Workshops haben kleine und große Hochschulen teilgenommen, mal ausschließlich Studierende, mal Vertreter*innen aller Statusgruppen, Hochschulen, die am Beginn ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten stehen, und solche, die ganz gezielt einzelne Nachhaltigkeitsbereiche weiterentwickeln wollen. Die Erfahrungen mit diesen vielfältigen Workshops sind nun in diesen überarbeiteten Leitfaden eingeflossen. Im Zentrum der Workshops stand die Selbsteinschätzung der Nachhaltigkeitsaktivitäten mit Hilfe der Governance-Regler durch Angehörige der jeweiligen Hochschule, auf deren Basis spezifische Handlungsbedarfe identifiziert wurden. Das Feedback der Teilnehmenden sowie unsere Beobachtungen konnten die Praxistauglichkeit der Governance-Regler für die Selbsteinschätzung der Nachhaltigkeitsaktivitäten, so hoffen wir, weiter steigern.
Weitere Aspekte, die in dieser Auflage aktualisiert wurden, betreffen das gemeinsame Nachhaltigkeitsverständnis des Projektverbundes sowie einzelne Praxisbeispiele im Kapitel ‚Maßnahmen′.
Das Team des Arbeitspakets Governance wünscht Ihnen viel Erfolg und Freude auf der Entdeckungsreise durch die eigene Hochschule sowie bei der Gestaltung Ihres eigenen Nachhaltigkeitsprozesses.
Mit den besten Wünschen - Inka Bormann, Marco Rieckmann, Benjamin Kummer, Sebastian Niedlich, Margarita Doneliene, Mara Bauer, Larissa Jaeger, Denise Rietzke.