Kurzinfo:
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Umweltschutz ist in aller Munde: Regierungsvertreter, die die BRD mit einem dichten Netz von Atomkraftwerken überziehen wollen; Industrievertreter, auf deren Kosten hauptsächlich die enorme Verelendung unserer Landschaft und unserer Gewässer geht, führen den Begriff genauso im Munde wie die Weinbauern im Kaiserstuhl, die sich gegen ein geplantes Atomkraftwerk mit allen Mitteln wehren; genauso wie die zahlreichen Bürgerinitiativen, die sich gegen neue Industrieansiedlungen, breitere und weitere Straßen und gegen die zunehmende Einengung der Lebensmöglichkeiten in den Städten wehren. In dieser Auseinandersetzung sind und können wir nicht unparteiisch sein ! So haben wir die Reihe "Politische Ökologie" - Materialien zu Umwelt und Gesellschaft - initiiert, um denen Material zu liefern, die beginnen, sich gegen die, die nur die wirtschaftliche Wachstumsrate zur Richtschnur ihres Handelns zu machen, zu wehren. Unsere Reihe soll - theoretisch-wissenschaftlich, aber auch in ersten Praxisberichten der Umweltgruppen selber - Stellung gegenüber den Problemen beziehen, die sich aus der gleichermaßen in West - und Ost verbreiteten Wachstumsideologie um-jeden-Preis ergeben. Das an dieser Stelle meistens folgende weltanschauliche Bekenntnis wollen wir uns sparen. Grob gesagt, sehen wir die Problematik des Umweltschutzes im Verhältnis von Mensch und Natur. Wir sind uns darüber im klaren, daß dieses Verhältnis historisch gewachsen ist und daß der Zustand des "Naturmenschen", d. h. des der Natur ausgelieferten Menschen, keineswegs so idyllisch war und ist, wie ihn die meisten "Zurück-zur-Natur-Propheten" ideologisieren. Allerdings verführt diese Einschätzung, daß der Mensch erst in der Auseinandersetzung mit der Natur zum Menschen wurde, viele zu dem ahistorischen und damit die weitere Katastrophe programmierenden Standtpunkt: so war es und so wird es bleiben, der wissenschaftliche Fortschritt läßt sich eben nicht aufhalten. Hier stimmen die Wachstumsideologen aller Systeme überein. Jeder Eingriff in und jede Umlenkung von Naturgegenbenheiten kann und darf nicht nur unter dem unmittelbaren Nutzungseffekt gesehen werden, sondern auch unter den Risiken. Das Wechselverhältnis von Mensch und Natur ist kein statisches System und soll auch keines werden. Nur: wenn die Dynamik in diesem Verhältnis einseitig auf den Menschen ausgerichtet wird, ergibt sich das scheinbare Paradox, daß die Umweltzerstörung Hand in Hand geht mit einer Menschenzerstörung ebenso gigantischen Ausmaßes. Nur ein radikales gesellschaftliches Umdenken, in dem nicht nur das derzeit bestehende Verhältnis zur Natur umgewälzt wird, sondern auch das Verhältnis des Menschen zum Menschen, kann den Menschen wieder in ein normales Verhältnis zur Natur bringen - und zum Menschen. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen und darum die Bezeichnung "Politische Ökologie". Wir behaupten nicht, damit den "Stein der Weisen" gefunden zu haben. Zuviele Fragen sind nicht nur noch offen, sondern noch gar nicht gestellt. Unser einziger Bezugspunkt ist die unerträgliche Realität und eine ungefähre Vorstellung davon, wie es zu dieser Realität gekommen ist. In punkto Rezepte sind wir unsicher, wir können sie nur prüfen und auf ihre Widersprüche hin untersuchen. Mit jeder Veröffentlichung in unserer Reihe werden wir mehr lernen, evtl. auch Positionen revidieren. Wir hoffen, zusammen mit unseren Lesern unsere Neugier produktiv machen zu können, doch dazu sind wir auf Kritik und Veränderungsvorschläge angewiesen.
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