Zusammenfassung Der Verantwortungsdiskurs hat in den zurückliegenden Jahrzehnten eine dreifache Entgrenzung erfahren: (1) räumlich durch die Intensivierung globaler Interaktionszusammenhänge; (2) intergenerationell durch die Eingriffstiefe in ökologische Wirkungszusammenhänge; (3) risikoethisch durch technisches Können, das zuvor Schicksalhaftes in Entscheidbares verwandelt. Diese dreifache Erweiterung mündet unter den gegenwärtigen Bedingungen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in eine radikale Überforderung. Der Ruf nach Verantwortung, in dem wir nach dem Verlust der Selbstgewissheit neuzeitlicher Fortschrittsutopien Halt suchen, mündet in den Leerlauf deklamatorischer Verantwortungsüberlastung. Vor diesem Hintergrund müssen die Grenzen der Verantwortung neu vermessen werden. Hierzu schlägt der Beitrag einige begriffliche Klärungen aus philosophisch-theologischer Perspektive vor. Er ist in fünf Abschnitte gegliedert: (1) deklamatorische Verantwortungsüberlastung; (2) die soziale Grammatik der Verantwortung; (3) polyzentrische Verantwortung in der Weltbürgergesellschaft; (4) die doppelte Grenze der Verantwortung; (5) Verantwortung als Methode.