Es wird eng für den Menschen. Seine Sonderstellung in der Welt, die wir traditionellerweise mit Alleinstellungsmerkmalen begründen, gerät von zwei Seiten in Bedrängnis, von den Tieren und von den Automaten her. Der Mensch darf sich nicht länger rühmen, als Einziger lachen, spielen, arbeiten, sprechen oder tricksen zu können, ein soziales, moralisches, vernünftiges Wesen zu sein. Auch Affen und Raben stellen Werkzeuge her, um an Nahrung zu gelangen, simulieren Gefahren, um Leckerbissen nicht teilen zu müssen, und Panda-Bären täuschen angeblich eine Schwangerschaft vor, um bevorzugt behandelt zu werden. Auch Computer interagieren, lernen aus Fehlern und treffen begründete Entscheidungen. Jede einzelne Erkenntnis, die Biologie und Informatik uns heute über neuentdeckte und neu kreierte Fähigkeiten ihrer Gegenstände mitteilen, rüttelt weiter an der Krone, mit der wir uns selbst über die Natur gesetzt haben.
Die Beiträge des Heftes spüren diesen Erkenntnissen nach, sowohl den biologischen, die inzwischen auch einen eigenen philosophischen Zweig, die Tierphilosophie, angestoßen haben, als auch den physikalischen, die von "künstlicher Intelligenz" sprechen, und konfrontieren sie mit den vermeintlichen Alleinstellungsmerkmalen des Menschen, die ihn als homo ridens, ludens, loquens oder faber charakterisieren. Mit diesem kritisch-kontrastiven Vorgehen ist ein problemorientiertes Konzept der Unterrichtseinheiten, wie es einem modernen Philosophie- und Ethikunterricht zukommt, gesichert. Das Heft wird eingeleitet mit einem Überblicksbeitrag zu philosophischer und humanwissenschaftlicher Anthropologie und abgerundet mit einem Beitrag zum Transhumanismus, der Körper und Geist des Menschen artifiziell überwinden will.
Die editierbaren Word-Dokumente zu dieser Ausgabe finden Sie unter dem Punkt "Heftergänzende Materialien" in der Detail-Ansicht des jeweiligen Beitrags. Für Abonnenten kostenlos.