Kurzinfo:
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Einleitung und Überblick Die russische Republik Burjatien liegt etwa 7.000 km entfernt von Osnabrück in Ostsibirien. In dieser Region, die flächenmäßig etwa so groß ist wie Deutschland, leben rund 950.000 Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Burjatien umfasst fast den ganzen Baikal, den wasserreichsten und ältesten See der Erde. Er ist fast 700 km lang und durchschnittlich ca. 50 km breit. Im sibirischen Winter ist er monatelang zugefroren. Die burjatische Bevölkerung nennt ihren Baikal das „Heilige Meer″. In der Hauptstadt Ulan-Ude, in der inzwischen fast die Hälfte der Bevölkerung wohnt, arbeitet seit 1999 die Nichtregierungsorganisation Baikal Informationszentrum GRAN, die anlässlich Ihres diesjährigen Jubiläums seine Arbeit in Kap. 17 selbst darstellt. Im Mai 2002 nahmen Mitglieder von GRAN direkten Kontakt mit mir auf (5.1). Der Grund dafür war ein Förderprojekt von GRAN, das insbesondere zum Ziel hatte, internationale Kooperationspartner für Umweltbildung aus Deutschland, aber auch aus nichteuropäischen Ländern weltweit zu finden. Es entstanden erste Ansätzen einer wissenschaftlichen (5.2) und praktischen Formen der Zusammenarbeit – zunächst im Rahmen eines internationalen Jugendwettbewerbs (5.3/5.4) zu denen auch erste gegenseitige Besuche in Osnabrück und Burjatien stattfanden und erste Publikationen entstanden (5.5). Daraus entwickelte sich schon ab 2005 eine immer intensivere und vertragliche Kooperation (5.6) zwischen GRAN auf burjatischer Seite und dem Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück (VfÖ) und dem Arbeitskreis Umweltbildung der LA 21 Osnabrück auf Osnabrücker Seite, die sich auf immer mehr Bildungsbereiche bezog. Sie schlug sich in weiteren kleinen Besuchsprogrammen nieder (5.7/5.8) sowie in dem Start eines Jugendaustauschprogramms ab 2007 (5.9) und später einem Fachkräfteaustauschprogrammen. Beides wird von Josef Gebbe in Kap. 13 näher beschrieben. Die ausführliche Dokumentation aller gemeinsamer Aktivitäten erfolgte immer auf einer deutsch-russisch(sprachig)en Webseite (www.baikal-osnabrueck.net), in den ersten Jahren außerdem auf der früheren Webseite von GRAN.1 Schon nach den ersten erfolgreichen Jugendaustauschprogrammen entstand gemeinsame deutsch-russischsprachige Buchpublikation (Becker, Dagbaeva 2009), an sich viele Beteiligte auf beiden Seiten beteiligten (s. 5.10).2 Schon zu ziemlich bald waren bei den aktiv mitwirkende Personen deutliche Einstellungsänderungen zu beobachten. Dazu passt das folgende Zitat des russischen Schriftstellers Valentin Rasputin ausgesprochen gut: Sobald wir am Baikal sind, verändern wir uns, sind nicht mehr dieselben, die wir vor dem Baikal waren: Der Mensch verlässt ihn total verändert. Vor allem diese praktische Seite der gemeinsamen Arbeit führte dazu, dass von Anfang an auf beiden Seiten aus unterschiedlichen Perspektiven über eine interkulturelle Umweltbildung bzw. interkulturelle BNE nachgedacht und diese erprobt wurde. Dies schlug sich dann auch auf wissenschaftlicher Ebene nieder, auf die in 5.10/5.11. eingegangen wird. Insgesamt wurde im Laufe der Jahre mehrere Zukunftsperspektiven in Bildung und Wissenschaft aufgebaut, die wegen schlechter gewordenen politischen Rahmenbedingungen jedoch stark gefährdet sind.
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