NATURKAPITAL DEUTSCHLAND – TEEB DE:
GESAMTPROJEKT UND
EINORDNUNG DES BERICHTS
»Naturkapital Deutschland – TEEB DE« ist die deutsche Nachfolgestudie der internationalen TEEB-Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity), die den Zusammenhang zwischen den Leistungen der Natur, der Wertschöpfung der Wirtschaft und dem menschlichen Wohlergehen zum Thema hat. »Naturkapital Deutschland – TEEB DE« will durch eine ökonomische Perspektive die Potenziale und Leistungen der Natur konkreter erfassbar und sichtbarer machen. Mit der ökonomischen Abschätzung des Naturkapitals sollen die Leistungen der Natur besser in private und öffentliche Entscheidungsprozesse einbezogen werden können. Damit kommt es zu positiven Mehrfachwirkungen bei verschiedenen gesellschaftlichen Zielen. Die Erhaltung und Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen, der biologischen Vielfalt und der damit verbundenen Leistungen führt zu wesentlichen positiven gesellschaftlichen Effekten, die insgesamt eine sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Entwicklung unterstützen. Letztlich dient das Projekt auch zur Flankierung der Umsetzung von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Naturschutzzielen und -strategien, insbesondere der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und das Bundesamt für Naturschutz finanzieren das Projekt. Die Studienleitung liegt am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Studienleiter ist Prof. Dr. Bernd Hansjürgens. Das Projekt wäre ohne die starke ehrenamtliche Beteiligung zahlreicher Autorinnen und Autoren undenkbar gewesen. Im Zentrum von »Naturkapital Deutschland – TEEB DE« stehen vier thematische Berichte, die von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis erstellt werden. Basis der vier Hauptberichte sind vorliegende Studien, Konzepte und Fallbeispiele, welche die Leistungen der Natur in Deutschland für den Menschen deutlich machen. Die Berichte behandeln folgende Themen:
1) Naturkapital und Klimapolitik – Synergien und Konflikte;
2) Ökosystemleistungen in ländlichen Räumen – Grundlage für menschliches
Wohlergehen und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung;
3) Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität
erhöhen;
4) Naturkapital Deutschland – Neue Handlungsmöglichkeiten ergreifen.
Die ersten beiden Berichte zu »Naturkapital und Klimapolitik« und »Ökosystemleistungen in ländlichen Räumen« sind bereits erschienen, die wesentlichen
Ergebnisse sind jeweils in den »Schlussfolgerungen für Entscheidungsträger« festgehalten. Ebenso erschienen sind eine Einführungsbroschüre und eine Broschüre für Unternehmen: Der Wert der Natur für Wirtschaft und Gesellschaft – Eine Einführung
Die Unternehmensperspektive – Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein Alle Dokumente sind als Download auf der Projektwebseite verfügbar
(www.naturkapital-teeb.de).
»Naturkapital Deutschland – TEEB DE« wird von einem Projektbeirat begleitet, dessen Mitglieder das Vorhaben fachlich beraten. Diesem Gremium gehören Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Medien an. Zudem gibt es eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe, die der Information, Vernetzung und Einbindung von gesellschaftlichen Interessengruppen in das Projekt dient. Hierbei sind Umwelt- und Wirtschaftsverbände, Bundesressorts, Bundesländer und kommunale Interessenvertreterinnen und -vertreter beteiligt. Die vorliegende Veröffentlichung »Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen« stellt den dritten Bericht des Vorhabens »Naturkapital Deutschland – TEEB DE« dar. Die Berichtsleitung liegt beim Fachgebiet Ökosystemkunde/Pflanzenökologie der Technischen Universität Berlin, Berichtsleiter ist Prof. Dr. Ingo Kowarik.
Zielsetzung des Berichts ist es, die Zusammenhänge zwischen den vielfältigen Leistungen der Natur, der menschlichen Gesundheit und dem Wohlergehen in attraktiven Städten und Ballungsgebieten ins Bewusstsein zu rücken, die Leistungen und Werte der Natur in urbanen Räumen sichtbarer zu machen sowie Vorschläge zur besseren Berücksichtigung dieser Ökosystemleistungen in privaten und öffentlichen Entscheidungsprozessen zu unterbreiten. Diese Informationen sollen eine Bewusstseinsbildung und konkretes Handeln unterstützen und letztendlich über eine dauerhafte Sicherung und Förderung des Naturkapitals in urbanen Gebieten zu Gesundheit und Wohlbefinden, wirtschaftlicher Entwicklung, gesellschaftlichem Wohlstand und der Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen beitragen.
VORWORT
Städte sind die Orte, in denen die meisten Menschen leben und arbeiten. Mittlerweile leben mehr als 50 Prozent der Menschheit in urbanen Gebieten – in Deutschland sogar mehr als drei Viertel der Bevölkerung. Das Bedürfnis nach gesunden Lebensbedingungen und danach, sich in den städtischen Wohn-, Arbeits- und Freizeit- Umwelten wohlzufühlen, tritt mehr und mehr in den Vordergrund. Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen im Zusammenhang mit den dynamischen Veränderungen in Städten – nicht zuletzt auch aufgrund des Klimawandels. Damit aber gewinnt auch die Einsicht an Bedeutung, dass wir Menschen zunehmend auf Stadtnatur angewiesen sind. Kinder bewegen sich immer weniger in der freien Landschaft. Die Natur, die sie erfahren, ist zumeist die Stadtnatur. Das urbane Grün wird damit wichtiger denn je, denn es prägt unsere Lebensbedingungen und damit auch uns. Zudem gewinnt Stadtnatur als Standortfaktor bei wirtschaftlichen Entscheidungen an Bedeutung. Ganz im Gegensatz dazu werden viele Entscheidungen hinsichtlich der Flächennutzung in den Städten gegen das »Grün in der Stadt« getroffen. Straßen, Bebauung und technische Infrastruktureinrichtungen nehmen immer mehr Flächenanteile ein. Angesichts zunehmenden Flächendrucks wird es immer schwieriger zu rechtfertigen, dass Stadtgrün wichtig ist, und dieses zu erhalten und zu unterhalten. Häufig wird Stadtnatur mehr als Kostenträger denn als Leistungserbringer gesehen. Alternative Mittelverwendungen erscheinen daher allzu oft dringender als
die Beibehaltung oder gar Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für das Stadtgrün. An dieser Stelle setzt der vorliegende »Naturkapital Deutschland – TEEB DE«-Bericht an: Wir wollen zeigen, dass sich die Erhaltung von Stadtnatur mit ihren vielen naturnahen und kulturell geprägten Bestandteilen auf öffentlichen und privaten Flächen lohnt, weil sie zum Gesundheitsschutz beiträgt und den sozialen Zusammenhalt befördert, weil sie Kindern und Jugendlichen oft den einzigen Weg bietet, sich in einem naturnahen Umfeld auszuleben, und weil sie letztlich die Attraktivität von Standorten und Städten erhöht. Investitionen in das Naturkapital in Städten sind daher »lohnende« Investitionen. Dazu müssen aber die vielen positiven Wirkungen des Stadtgrüns ins Bewusstsein aller Entscheidungsträger wie auch der Wirtschaft und Gesellschaft gerückt werden. Das »Unsichtbare sichtbar machen« ist das Motto. Es geht darum, die vielfältigen Leistungen der Natur zu erkennen, ihren Wert und ihre Bedeutung zu erfassen und dies in privaten und öffentlichen Entscheidungen über Flächennutzungen zu verankern. Wir hoffen, mit diesem Bericht hierzu einen Beitrag zu leisten!
Berlin und Leipzig, im April 2016
INGO KOWARIK, ROBERT BARTZ, MIRIAM BRENCK, BERND HANSJÜRGENS Herausgeber und Studienleitung