Editorial
Jürgen Nieth
Friedensnobelpreis für Manning
Vor drei Jahren veröffentlichte WikiLeaks zahlreiche Dokumente über US-amerikanische Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan. Sie erinnern sich vielleicht an die Videoaufnahmen des Beschusses und Todes irakischer ZivilistInnen und JournalistInnen durch einen amerikanischen Kampfhubschrauber am 12. Juli 2007 in Bagdad. Insgesamt handelt es sich um 450.000 Dokumente: Direktmeldungen von den Fronten im Irak und in Afghanistan. Sie belegen über 100.000 Todesfälle und alleine für 2010 über 300 Fälle von Folter durch ausländische Einheiten im Irak.
| Irak/Golfkriege | Ziviler Widerstand |
Gastkommentar
Karl Grobe
Kandidat, wie stehst Du dazu?
Der Suche nach Exoplaneten ist eine utopische Dimension zugewachsen, seit menschliches, industrielles, gewinngetriebenes Handeln den Zustand des Planeten Erde erkennbar beeinträchtigt. Nicht mit realistischer Hoffnung, aber doch mit sachlichem Interesse forschen Astronomen, ob es Himmelskörper gibt, die der Erde vergleichbare Umweltbedingungen bieten, also bewohnbar – besiedelbar – wären, käme man eben dorthin. Das war über ein Jahrhundert Thema der Science-Fiction-Literatur. Sie reicht bis zur fiktiven Schilderung eines fernen, sehr erdähnlichen Planeten, auf dem augenscheinlich Krieg herrscht, Raketensalven um den Globus herum mit Raketensalven beantwortet werden, aber ebenso augenscheinlich kein denkendes Wesen (mehr) lebt. Vielmehr werden die Zerstörungsgeräte vollautomatisch produziert, programmiert und abgeschossen; Tötungsgeräte, also Waffen im herkömmlichen Sinn, sind sie nicht mehr, weil es da nichts mehr zu töten gibt.
| Friedensbewegung |
Presseschau
Jürgen Nieth
Kriegsgerassel
Große Töne vom kleinen Kim beschäftigten im April weltweit die Nachrichtenagenturen.
| Korea (Nord und Süd) |
Kriegsfolgen
Alfonso María Cárdenas & Philipp Schultheiss
Das zerrissene Geflecht der Seele
Langzeitfolgen des Konflikts in Guatemala
Mit der Anklage gegen den ehemaligen Diktator und Ex-General Ríos Montt ist Guatemala das erste Land weltweit, in dem einem ehemaligen Staatsoberhaupt vor einem nationalen Gericht wegen Völkermordes der Prozess gemacht wird. Doch die Gesellschaft ist hinsichtlich der Frage gespalten, ob die Vergangenheit ruhen soll oder ob erst ihre Aufarbeitung einen Neuanfang des Landes ermöglichen kann. Um zu verstehen, weshalb der öffentliche Diskurs diesbezüglich noch immer so polarisiert ist, müssen die strukturellen, sozial- wie individualpsychologischen Langzeitfolgen des internen Konflikts ins Auge gefasst werden, die bis heute in die guatemaltekische Gesellschaft hineinwirken. Die beiden Autor_innen sind dieser Frage vor Ort nachgegangen und führten hierzu Interviews und Gruppendiskussionen mit Betroffenen.
| Lateinamerika | Kriegs-/Rüstungsfolgen |
Jochen Hippler
Instabilität im Nahen und Mittleren Osten
Der Irak und sein regionales Umfeld nach dem Zweiten Golfkrieg
Der Nahe und Mittlere Osten ist heute von vielfältigen Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. Eine wichtige Rolle in der Region spielte Jahrzehnte lang der Irak. Zunächst geprägt von historisch bedingter Schwäche, entwickelte sich das Land unter Saddam Hussein und der Baath-Partei zu einem regionalen Kraftprotz. Damit war es nach dem Dritten Golfkrieg vorbei – seit 2003 an trug die innere Schwäche des Irak auch regional zu Instabilitäten bei. Inzwischen verschob sich der Motor der Instabilität nach Libyen und Syrien. Der Autor beleuchtet das komplexe Geflecht.
| Naher Osten | Kriegs-/Rüstungsfolgen |
Almut Besold
Libya hurra?
Das »freie« Libyen im Jahre drei
In der Debatte über den Bürgerkrieg in Syrien wird immer wieder das Beispiel Libyen genannt: Regimewechsel mit Hilfe der NATO. Während die eine Seite – vor allem britische und französische Politiker – ein stärkeres militärisches Engagement in Syrien befürworten, zumindest Waffenlieferungen an die Aufständischen, sind von der anderen Seite – dem deutschen Außenministerium, den Regierungen der Niederlande und Österreichs – warnende Stimmen zu vernehmen. Die syrische Armee sei besser gerüstet als die Gaddafis, und ein Flächenbrand sei nicht auszuschließen, heißt es. Festzustehen scheint dabei für beide Seiten, dass das militärische Eingreifen in Libyen als Erfolg zu werten ist. Doch ein Erfolg für wen? Almut Besold zur Situation in Libyen im Jahre drei nach dem herbeigebombten Regimewechsel.
| Naher Osten | Kriegs-/Rüstungsfolgen |
Julia Kramer
Grenzen: Konfliktlöser oder Konfliktursache?
Südsudan und Sudan
Am 9. Juli 2011 wurde der aktuell jüngste Staat der Welt geboren: die Republik Südsudan. Voraus gingen zwei jahrzehntelange Bürgerkriege, ein »Umfassendes Friedensabkommen« 2005, Wahlen 2010 und das Unabhängigkeitsreferendum des Südsudan am 9. Januar 2011. Mit überwältigender Mehrheit von 98,83% entschieden sich die Südsudanes_innen für die Unabhängigkeit. Eine neue Grenze sollte einen Schlussstrich unter die blutige Geschichte setzen. Dieser Artikel untersucht, ob die Ziehung neuer Grenzen zwischen Sudan und Südsudan wirklich zur Lösung von Konflikten verhilft oder vielmehr diese nur verschiebt bzw. Anlass zu weiteren Konflikten ist.
| Afrika | Kriegs-/Rüstungsfolgen |
Hannes Hofbauer
Zerstörtes Jugoslawien
Kriegsfolgen auf dem Balkan
Engagement und persönliche Tragödie des Autors und Unternehmers Kurt Köpruner im bosnischen Travnik mögen paradigmatisch für die Langzeitfolgen der südslawischen Kriege stehen. Auch fast 15 Jahre nach dem Schweigen der Waffen sind sie allgegenwärtig, wie im folgenden Artikel beschrieben wird.
| Balkan (-kriege) | Kriegs-/Rüstungsfolgen |
Natalie Wagner
»Agent Orange«-Opfer
Ethnopsychoanalytische Betrachtung der Nachkriegsfolgen in Vietnam
Vietnam erzählt bei der Betrachtung von Kriegsfolgen eine ganz eigene Geschichte. Was den Vietnamkrieg (1964-1975) von anderen Kriegen unterscheidet, ist der gezielt massive Einsatz von Chemiewaffen. »Agent Orange« – eine neue Kriegswaffe, eingesetzt zur Zerstörung des Dschungels und der Ernte sowie zur Schwächung des Feindes – ist bis heute ein politisches, medizinisches und öffentliches Thema; noch immer führt sein Einsatz bei der Bevölkerung zu Behinderungen in erheblichem Ausmaß.
| Kriegs-/Rüstungsfolgen | Vietnam |
Jerry Sommer & Paul Schäfer
Übergang vom Krieg zum Frieden
Bedingungen und Agenda einer Afghanistan-Mediation
Kriege werden häufig nicht so beendet, dass mit dem Ende der Kampfhandlungen und dem Rückzug der Truppen die Voraussetzungen für Versöhnung gegeben sind. Aktuell wird zwar viel über den Abzug der US- und der NATO-Truppen aus Afghanistan diskutiert. Dennoch scheinen sich die NATO-Regierenden darauf einzustellen, dass der Krieg weitergeht, deshalb sind mögliche Nachfolgemissionen im Gespräch. Dabei besteht die einzige Chance, die endlose Fortsetzung der Kämpfe in Afghanistan zu verhindern, darin, eine politische Lösung in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen.
| Afghanistan |
Heide Glaesmer
Die Schatten des Zweiten Weltkrieges
Folgen der traumatischen Erfahrungen in der älteren deutschen Bevölkerung
Traumatische Erfahrungen führen bei vielen Menschen zu unterschiedlichen psychischen und körperlichen Beschwerden, und dies auch häufig noch lange Zeit nach Kriegsende, manchmal bis ins Alter. Die psychosoziale und medizinische Versorgung der »Kriegskinder« des Zweiten Weltkrieges ist darauf nicht ausreichend abgestimmt. Die Autorin fasst die Forschung zu diesem Thema zusammen und zeigt auf, dass die langfristigen Auswirkungen traumatischer Erfahrungen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges ein weiterer Grund sind, Kriege bereits im Vorfeld zu verhindern.
| Kriegs-/Rüstungsfolgen | Friedens-/ Kriegspsych. |
Friedensforschung
Claudia von Braunmühl
Die Logik der Staatsränder
Laudatio zur Verleihung des Christiane-Rajewsky-Preises
Die Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK) schreibt seit zwanzig Jahren den Christiane-Rajewsky-Preis aus. Der Preis richtet sich an jüngere WissenschaftlerInnen oder Initiativen, die einen herausragenden Beitrag zur Friedens- und Konfliktforschung geleistet haben. Beim AFK-Kolloquiums 2013 wurde der diesjährige Preis an Maximilian Lakitsch vergeben. Die Laudatio bei der Preisverleihung hielt Claudia von Braunmühl.
| Friedenswiss./-forschung |
Lydia Koblofsky
»Agents for Peace«
Potenziale für sozialen Wandel durch Friedenslehre
Spätestens seit der Einrichtung eigenständiger Postgraduiertenprogramme hat sich die Friedens- und Konfliktforschung international als akademische Fachdisziplin etabliert. Doch Ansatz und Anspruch der entstandenen Studiengänge sind divers. »Friedenslehre«, »Friedenserziehung« oder »Friedens- und Konfliktforschung«: Schon die Vielzahl unterschiedlicher Bezeichnungen weist auf konzeptionelle Differenzen hin. Können und sollen Studiengänge der Friedens- und Konfliktforschung einen Beitrag zum »Frieden« leisten? In einer empirischen Studie untersuchte Lydia Koblofsky von Dezember 2010 bis Mai 2011 das Friedenspotenzial des »Peace and Conflict Studies Programme« der Makerere University in Uganda.
| Friedenswiss./-forschung |
Rohstoffe
Janina Laurent & Kerstin Rother
Schürt Uranbergbau Konflikte in Afrika?
Systematische Studien über den Zusammenhang von Konflikten und Rohstoffen belegen, dass rohstoffreiche Staaten unter spezifischen Voraussetzungen ein signifikant höheres Konfliktrisiko aufweisen (vgl. u.a. Ross 2004; Le Billon 2001). Die Staaten des subsaharischen Afrika werden aufgrund des Ressourcenreichtums sowie häufiger innerstaatlicher Konflikte oft in diesem Kontext genannt. Der Fokus liegt meist auf strategisch bedeutsamen Rohstoffen wie Diamanten und Erdöl. Eine Forschungslücke besteht bei der möglichen Beeinflussung von Konflikten durch Uranvorkommen.
| Afrika | Energie/Rohstoffe |
UN-Einsätze
Norman Paech
Friedensmissionen und Menschenrechte
Den nachfolgenden Text verfasste Norman Paech für die öffentliche Anhörung »UN-mandatierte Friedensmissionen und Menschenrechte« des Ausschusses »Menschenrechte und humanitäre Hilfe« des Deutschen Bundestages, die am 24. Oktober 2012 stattfand. W&F dokumentiert die Stellungnahme gekürzt um Abschnitt 5, der sich mit dem Schutz der Zivilbevölkerung und der »responsibility to protect« u.a. am Beispiel Libyen befasst. Die ungekürzte Stellungnahme ist auf der Website des Ausschusses unter bundestag.de nachzulesen.
| Rechtsfragen |
Forum
Lucas Wirl
Beirat der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative tagte
Eine naturwissenschaftliche Perspektive auf Frieden und Gesellschaft, fruchtbare Diskussionen über aktuelle Themen und neue Projekte wie »100 Jahre Erster Weltkrieg« und »Verdrängte Desaster und aktuelle Technikträume«: Am 1. und 2. März 2013 fand an der TU Berlin die Beiratstagung der »NaturwissenschaftlerInnen-Initiative Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit« (NatWiss) statt.
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FIfF
FifF unterstützt Drohnen-Kampagne
Das »Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V.« unterstützt die neu gegründete »Drohnen-Kampagne«.
| Drohnen |
Tatjana Reiber
Das Lehren lernen
Didaktik-Workshop des AK Curriculum der AFK, 4.-7. März 2013, Bad Urach
Der Start in die Lehre ist für viele ein Sprung ins kalte Wasser. Zwar mehren sich hochschuldidaktische Qualifizierungsangebote, aber gerade fachspezifische Fortbildungen sind Mangelware. In diese Lücke stieß der Workshop »Das Lehren lernen« des AK Curriculum der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK). Vier Tage lang diskutierten, erprobten und erlebten 14 Nachwuchslehrende, was gute Lehre in der Friedens- und Konfliktforschung sein kann. Der Workshop im Haus auf der Alb in Bad Urach wurde von Verena Brenner, Thomas Nielebock und Tatjana Reiber geleitet und von der Deutschen Stiftung Friedensforschung und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg gefördert.
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Hendrik Bullens
Peace and Justice in a Globalized World
24. Konferenz der International Peace Research Association (IPRA), 25.-28. November 2012, Tsu, Japan
Hendrik Bullens, Dr. phil., Dr. oec, Wirtschaftswissenschaftler und Psychologe, war lange an der Universität Augsburg mit »Frieden und Wissenschaft« befasst (COPE), ist IPRA-Council-Mitglied und langjähriger Co-Convener der »Security and Disarmament Commission«. Er lebt und arbeitet seit zwei Jahren in Istanbul und bittet um Zusammenarbeit beim Aufbau eines Friedensnetzwerkes an türkischen Universitäten: dr.hendrik.bullens@googlemail.com.
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Dorothée Lepperhoff
Den Frieden fördern – aber wie?
Jahrestagung der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, 7.-9. März 2013, Bonn
Die Frage, wie Frieden gefördert werden kann, beschäftigte rund 80 Akteure der Friedensförderung aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik auf der Jahrestagung 2013 der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, die in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Rheinland durchgeführt wurde. Dabei wurden in unterschiedlichen Formaten Werte und Prinzipien einer Friedenslogik vorgestellt, erarbeitet und diskutiert.
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