IntroEntgrenzt & grenzüberschreitend
Die Fotos auf dem Titelbild des Dossiers zeigen Opfer des Genozids in Ruanda. Erklärungsversuche für Gräueltaten wie dieser sprechen gerne von entgrenzter Gewalt. Tatsächlich ziehen Ausgrenzung, Diskriminierung, Xenophobie und Rassismus gewaltsam Grenzen zwischen Menschen und machen doch selber vor keinen Grenzen halt. Schon deshalb kann ihnen nur mit grenzüberschreitender Solidarität begegnet werden.
Unser Dossier zu Anti-Rassismus im Süden zeigt anhand einiger Beispiele, wie Menschen Gewalt erfahren, einfach weil sie konstruierten Kategorien zugeordnet werden. Dabei verflechten sich historische und aktuelle Formen der Fremddefinition und Ausgrenzung, der institutionalisierten Gewalt und gewaltvollen Sprache. Jede verübte Gewalt im Hier und Jetzt hat eine (Vor-) Geschichte.
Beim Stichwort Rassismus stellt sich umso mehr die Frage nach seiner Definition. Sollte Rassismus als historisch und obal wandelbares Phänomen betrachtet werden? Oder kann er nur im Zusammenhang mit dem kolonialen, also europäischen Rassismus verhandelt werden? Eine Frage, die sich auch unsere InterviewpartnerInnen in der nachfolgenden Debatte stellen – ohne ein klares Ergebnis zu erzielen. Vielleicht ist die Frage nach der exakten Definition außerhalb des akademischen Raums aber auch nebensächlich?
Wichtig ist in jedem Fall, dass sich Menschen weltweit vernetzen und gegen Diskriminierung solidarisieren. Das Aufzeigen der vielseitigen Kämpfe und Initiativen gegen unterschiedliche Formen von Menschenfeindlichkeit im Globalen Süden ist der Ausgangspunkt unseres Dossiers. Auch, damit die antirassistische Bewegung hierzulande von ihren Erfahrungen lernen kann.
die redaktion