Erfahrungen in der praktischen Umweltbildung wie auch Erkenntnisse aus der empirischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung zeigen deutlich, dass zwischen Umweltbewusstsein und Umwelt-/Nachhaltigkeitshandeln Diskrepanzen bestehen. Der für Bildungsprozesse idealtypische Verlauf von Wissensänderungen über Bewusstseinsänderungen hin zu einem geänderten Verhalten kann insbesondere für Lehr-Lernprozesse im Rahmen von (Berufs-)Bildung für eine nachhaltige Entwicklung nicht bestätigt werden. Dieses Diskrepanztheorem war Gegenstand zahlreicher Studien und Metaanalysen in der Umweltbewusstseins-, der Nachhaltigkeits- und der Professionsforschung. Weil es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Umweltwissen, Umweltbewusstsein und Umwelthandeln gibt, stellt sich die Frage nach wirksamen didaktischen Ansatzpunkten zur Förderung eines an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichteten Verhaltens. Im Beitrag wird ein kognitionstheoretisches Rahmenkonzept zur Modellierung, Analyse und Gestaltung des Diskrepanztheorems der nachhaltigen Entwicklung entworfen und auf die betriebliche Bildung zur Förderung nachhaltigen Handelns in Unternehmen übertragen.