Sehr geehrte LehrerInnen und DozentInnen,
liebe Interessierte,
steigende Zahlen bei den Asylanträgen, hitzige Diskussionen dort, wo Kommunen neue Unterkünfte bereitstellen wollen, Stimmen voller Besorgnis, aber auch Populisten, die sich der Rhetorik einer längst vergangenen Zeit schamlos bedienen. Gleichzeitig aber sehr viele Menschen, die sich für den Schutz von Flüchtlingen engagieren. Kirchen und Gemeinden, örtliche Initiativen, unter ihnen viele junge Menschen, machen mobil für Schutzsuchende.
Keine Frage, neue und alte Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent wie auch im Mittleren Osten und zuletzt auch in Europa zeigen ihre Auswirkungen hier bei uns. Um ihr Leben zu retten, fliehen Menschen aus diesen Krisengebieten und suchen auch in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung. Das ist für unsere Gesellschaft eine große Herausforderung. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass nur ein Bruchteil derer, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, hier Zuflucht sucht. Im Vergleich zu den Schwierigkeiten, vor denen Länder wie beispielsweise der Libanon oder die Türkei mit jeweils über einer Million Flüchtlingen aus Syrien stehen, ist dies eine politisch und gesellschaftlich leistbare Herausforderung.
Flüchtlingsschutz ist aber zuvorderst keine Frage von Vergleichen oder Perspektive und sollte nicht bestimmt werden durch Zahlen und Kontingente. Gewiss: Es gibt Regelungen auf nationaler Ebene und ein internationales System zum Schutz von Flüchtlingen, völkerrechtlich verankert und festgeschrieben in Konventionen und Gesetzestexten. Das ist notwendig und unverzichtbar. Doch letzten Endes geht es um etwas sehr Grundsätzliches: Wie wollen wir mit Menschen umgehen, die vor gewaltsamen Konflikten fliehen, auf der Flucht ihr Leben riskiert haben und es oft nur durch Glück bis an unsere Grenzen schaffen? Sind sie willkommen? Was erwartet sie und uns?
Vor diesem Hintergrund möchte ich mich ganz herzlich für Ihr Interesse an den vorliegenden Materialien und damit an unserer Arbeit bedanken. In Ihrer Funktion nehmen Sie eine wichtige Rolle ein, wie sich Flüchtlingsschutz in Zukunft gestalten wird. Wir hoffen, Ihnen durch dieses Heft einen Einblick in die Thematik geben zu können, der Sie und Ihre SchülerInnen oder Studierenden befähigt, ein sensibles, umstrittenes wie grundsätzliches Thema differenziert zu behandeln. Sie werden mehr über Flüchtlinge erfahren, aber auch über die Arbeit von UNHCR.
Hans ten Feld
Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen in Deutschland.
Hans ten Feld ist seit 2013 UNHCR-Vertreter in Deutschland.
© UNHCR/G. Welters