Kurzinfo:
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Viele Umweltorganisationen machen ihrem Handlungsdruck mit Appellen an die „Vernunft der Einzelnen″ Luft. Sie reiten auf einer „grünen Konsumwelle″ und setzen auf Informationen und Konsumtipps. Diese Fokussierung auf Einzelpersonen ist verlorene Liebesmüh und kann sogar kontraproduktiv sein: Die Strategie freiwilliger Verhaltensänderungen scheitert an der Trägheit der Massen, und die Sozialpsychologie erklärt plausibel, warum dem so ist. Davon handelt Teil 1 dieses Artikels.Welche Konsequenzen wir daraus für die Umweltschutz-Praxis zu ziehen vorschlagen, zeigen wir im Teil 2 anhand der urwaldfreundlich-Mitmachkampagne, die Greenpeace von 2004 bis 2007 in der Schweiz durchführte. Die Kampagne arbeitete mit breiten Beteiligungsmöglichkeiten und zielte auf schnell sichtbare Resultate. Sie richtete sich an Körperschaften, bei welchen die Allmende-Klemme („Trägheit der Massen″) eher umgangen werden kann und deren Verhaltensänderungen bedeutungsvoll sind. Verlangt beispielsweise eine Grosskonsumentin wie die Bundesverwaltung FSC-Papier, ziehen die Papieranbieter sofort mit. Als Schlüsselfaktoren, die dazu führten, dass tausend(e) Jugendliche und Freiwillige aktiv wurden erreichten, dass von den 2800 Schweizer Gemeinden 600 die urwaldfreundlich-Erklärung unterzeichneten, identifizierten wir: Lange Zeitspanne der Kampagne, verlässliche Anlaufstelle, für jedes Zeitbudget eine Beteiligungsmöglichkeit, breite Koalition, regelmässiges Feedback und Öffentlichkeitsarbeit. Die Reflexion über Möglichkeiten und Grenzen einer solchen Mitmach-Kampagne führt zur Konzeption eines erweiterten „Open-Campaignings″ als handlungsorientierte Alternative zu Konsumtipps (3. Teil).
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