Lieske Voget unterscheidet zwei Definitionen von Suffizienz: Im engen Sinne könne Suffizienz als Lebensstil aufgefasst werden, der sich durch einen geringen Konsum auszeichnet. Der Verzicht auf Konsum sei in vielen religiösen und philosophischen Strömungen aufgekommen. Allen diesen Richtungen liegt laut Voget eine Unterscheidung zwischen Lebensstandard und Lebensqualität zugrunde. Während sich der Lebensstandard nur auf den Konsum von käuflichen Gütern beziehe, werde unter Lebensqualität die subjektive Zufriedenheit mit dem eigenen Leben verstanden. Der Verzicht auf Konsum werde von Vertretern dieser religiösen und philosophischen Strömungen als Mittel zu einer höheren Lebensqualität angesehen. Voget dagegen versteht unter Suffizienz die Forderung, den eigenen Lebensstandard zu reduzieren, um dadurch einen Beitrag zur Umverteilung heute ungerecht verteilter Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten und/oder zur langfristigen Bewahrung der Lebensgrundlagen des Menschen zu leisten. In diesem Sinne stelle Suffizienz eine notwendige Teilstrategie nachhaltiger Entwicklung dar. Damit erhalte Suffizienz eine politische Dimension. Die Entwicklung einer Gesellschaft in Richtung Suffizienz kann laut Voget nur dann erreicht werden, wenn diese durch geeignete soziale und politische Bedingungen gestützt wird.