Kurzinfo:
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Der folgende Beitrag thematisiert Steuerungsprozesse in Richtung auf eine nachhaltige Entwicklung, die sich auf die individuelle Ebene von Einstellungs- und Verhaltensmustern beziehen. Die Notwendigkeit von Veränderungen im individuellen Verhalten ist im Nachhaltigkeitsdiskurs allgemein anerkannt und wird dort häufig unter dem Stichwort „Nachhaltige Lebensstile″ behandelt. Gleichwohl finden sich in der Nachhaltigkeitsforschung bedeutend weniger Forschungsarbeiten, die sich mit individuellen Veränderungsprozessen beschäftigen als mit ökonomisch, politisch oder technologisch orientierten Strategien zur Umsetzung des Nachhaltigkeits-Leitbildes. Dies ist zum einen auf die häufig vertretene Annahme zurückzuführen, dass individuelles Verhalten nur als Resultat von politischen und ökonomischen Steuerungsprozessen anzusehen ist. Hiernach erscheint es wenig effizient, Maßnahmen zur Veränderung individueller Bewertungs- und Verhaltensmuster durchzuführen, wenn doch die entscheidenden Steuerungsmechanismen auf politischer und ökonomischer Ebene anzutreffen sind. Weiterhin ist die Ebene des individuellen Verhaltens stärker mit dem Gedanken der Suffizienz assoziiert, der eine Beschränkung des Umwelt- und Ressourcenverbrauches zur Implementierung einer nachhaltigen Entwicklung vorsieht. Hier ist ein „Weniger″ der Suffizienz als Zielvorstellung gegenwärtig bei weitem nicht so attraktiv wie das „Weiter so″ der „Effizienzrevolution″, die als alternative Strategie vor allem auf die Optimierung des Einsatzes von Technologien abzielt, ohne hierbei Änderungen im individuellen Verhalten zu fordern (Linz 2004). So geraten neben der Suffizienzstrategie auch die Veränderungspotenziale des individuellen Verhaltens zunehmend aus dem Blick. Ein weiterer Grund für das geringere Interesse an einer Thematisierung der Nachhaltigkeit auf individueller Ebene ist darin zu sehen, dass Strategien zur Veränderung von Einstellungen und Verhalten häufig als Formen der Manipulation von Menschen angesehen werden und damit folglich unter Ideologieverdacht stehen. Auch das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung ist von diesem Ideologieverdacht nicht frei: Es weist zu unscharfe Konturen auf, um von allen gesellschaftlichen Interessengruppen als normative Zielgröße akzeptiert zu werden.
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