Einleitung (Auszug):
I. Wie geht gute Bildungsarbeit?
Es gibt wohl keinen Bereich, der unsere Umwelt, das Klima und auch unser Leben so sehr beeinflusst wie die Landwirtschaft. Zugleich wissen wir immer weniger darüber, wie unsere Lebensmittel produziert werden und welche globalen Verflechtungen und Auswirkungen mit ihrer Herstellung verbunden sind. Wer weiß denn noch, wann welches Gemüse Saison hat oder was Tiere außer Soja fressen? Und was hat die europäische Agrarpolitik eigentlich mit Kleinbauern in Afrika und Asien zu tun? Dabei betreffen uns diese Fragen direkt. Wer regionale und saisonale Obst- und Gemüsesorten kauft, kann zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Wer versteht wo, in welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen Soja für die europäische Fleischproduktion angebaut wird, der beschränkt seinen Fleischkonsum eher oder greift zu den biologisch erzeugten Produkten und trägt damit zum Umwelt- und Klimaschutz bei. Politische Zusammenhänge beeinflussen die globale Landwirtschaft, so auch die europäische Agrarpolitik. Wenn Kleinbauern mit subventionierten landwirtschaftlichen Produkten aus Deutschland konkurrieren, dann verlieren sie oftmals ihre einzige Einnahmequelle. So lebt der größte Teil der Menschen, die unter Hunger leiden groteskerweise auf dem Lande, dort wo Nahrungsmittel produziert werden. Für die Hungerbekämpfung sind gerechte politische Rahmenbedingungen Grundvoraussetzung. In unserem Bildungsprojekt Biopoli greifen wir diese und andere Fragen auf. Zu den Themen Agrogentechnik und Biopiraterie, Biologische Vielfalt, Patente auf Leben und EU Agrarpolitik veranstalten wir interessante und interaktive Unterrichtseinheiten mit Teilnehmern von 15 bis 25 Jahren. Dabei ist es uns wichtig, dass die Teilnehmer die Möglichkeit bekommen über den eigenen Tellerrand zu blicken und sich kritisch mit den Auswirkungen der globalen Landwirtschaft und Nahrungsproduktion auseinander zu setzen. Genau wie die Zielgruppe des BIOPOLIProjektes sind auch alle Methoden dieser Sammlung für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 geeignet, können aber erfahrungsgemäß auch für ältere Erwachsene angewendet werden.
Die Zusammenhänge der Themen sind oftmals komplex. Verschiedene Interessensgruppen bewerten zum Beispiel den Einsatz von Gentechnik und Pestiziden in der Landwirtschaft ganz unterschiedlich. Wirtschafts- und politische Interessen müssen hinterfragt werden. Globale Zusammenhänge erkannt und verstanden werden. Und nicht zuletzt muss der Zusammenhang zur eigenen Lebenswelt hergestellt werden. Was hat das alles mit meinem Leben zu tun? Um dies in der schulischen und außerschulischen Bildung mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Freude und eigener Mitwirkung der Teilnehmenden zu thematisieren, sind geeignete Methoden hilfreich. Sie können folgendes Bewirken:
3 Interesse für das Thema wecken
3 Eigene Standpunkte erfragen und entwickeln
3 Eigenes Wissen einbringen
3 Neue Inhalte kennen lernen
3 Zusammenhänge und Gegensätze erkennen lassen
3 Lösungsmöglichkeiten erarbeiten und
3 Themen in die eigene Lebenswelt integrieren.
Diese Methodenmappe, die sich an Lehrer (Schulklassen ab der 9. Klasse) und Referenten der Bildung für nachhaltige Entwickung richtet, profitiert von den Erfahrungen der fast zehnjährigen Bildungsarbeit unserer BIOPOLI-Referenten. Wir haben das Glück, ihre Erfahrungen und Methodenvorschläge in einer etwas persönlicheren Form in dieser Sammlung vorstellen zu dürfen. Unser BIOPOLI-Projekt wird im folgenden Kapitel vorgestellt werden.