Liebe Leser_innen,
Bücher sind ein wunderbares Medium, mit dem Kinder und Jugendliche die Welt kennenlernen können – die nahe wie die weite. Sie ermöglichen es, sich an Orte zu begeben, an denen die Lesenden niemals gewesen sind und wo sie vielleicht auch niemals hinkommen werden. Sie laden ein, unterschiedliche Lebensrealitäten kennenzulernen. Und sie nehmen die Lesenden mit hinein in die Perspektive der Erzählenden, die eine ganz andere als die eigene sein kann. Bücher können und sollen Kinder und Jugendliche darin unterstützen, ein positives Selbstbild und einen wertschätzenden Umgang mit anderen zu entwickeln. Die Lesenden genau wie die, denen vorgelesen wird, sollen sich selbst und ihre eigene Lebenswelt wiederfinden können. Und sie haben ein Recht darauf, dass alle Menschen und Orte gleichwertig und differenziert dargestellt werden.
Geschichten und Bilder beeindrucken. Sie können Welt-, Fremd– und Selbstbilder prägen. In dieser Wirkmächtigkeit liegt aber auch eine Gefahr, denn wie sollten Kinder- und Jugendbücher frei sein von Stereotypen, Auslassungen und abwertenden Darstellungen, die gesellschaftlich allgegenwärtig sind?
Mit der Unterrichtseinheit für die Ausbildung im Bereich Sozialwesen, die in diesem Heft dargestellt wird, wollen wir dazu ermutigen, die Potenziale, die in Kinderbüchern liegen, zu nutzen. Und wir wollen dazu befähigen, die Gefahren und Tücken wahrzunehmen und eine bewusste Auswahl von Büchern zu treffen, die Kinder und Jugendliche dazu einladen sollen, sich ein eigenes Bild von der Welt, in der sie leben, zu machen. Ebenso wichtig ist es, dass die Bücher es Kindern ermöglichen, sich selbst dort wiederzufinden und dadurch in der eigenen Identitätsentwicklung gestärkt zu werden.
Der Fokus dieses Heftes ist der des Globalen Lernens. Globales Lernen ist ein pädagogisches Konzept, das zum Ziel hat, Menschen dazu zu ermutigen und befähigen, die eigene Lebenswelt in ihrer globalen Vernetztheit wahrzunehmen. Neben anderem geht es darum, verschiedene Perspektiven kennenzulernen, globale Ungleichheit wahrzunehmen, Wertschätzung für unterschiedliche Identitäten zu entwickeln und für Diskriminierung sensibel zu werden.
Wir haben nach Büchern gesucht, die dazu beitragen können. Die Kriterien, mit denen wir dabei gearbeitet haben, finden Sie am Ende des Heftes. Unsere Empfehlungsliste „Superbücher – gute Bücher für Globales Lernen″ können Sie auf der Internetseite des EPIZ (epiz-berlin.de) ansehen. Und wir haben Methoden entwickelt, die angehende Fachkräfte im sozialen Bereich darin unterstützen sollen, reflektiert und kompetent mit der Vielfalt von Büchern umzugehen, die auch die Vielfalt von Lebensrealitäten, Identitäten und Weltsichten in einer globalisierten Gesellschaft widerspiegelt.
Gabriele Koné und Anne Kuhnert vom Team der Berliner Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung haben das Konzept der Unterrichtseinheit mit entwickelt und in verschiedenen Gruppen erprobt. Danke für Eure tolle Arbeit! Noch ein Dank geht an dieser Stelle an das EPIZ-Team. Ohne Eure kollegiale Unterstützung, anregende Diskussionen und vielerlei Gedanken wäre dieses Heft nicht so, wie es ist.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und hoffen, dass Sie Lust bekommen, die beschriebenen Methoden im Rahmen Ihrer eigenen Arbeit umzusetzen!
Hannah-Sophie Schüz und Janika Hartwig