Abstract:
In diesem Referat werden drei Thesen kurz ausgeführt:
1. Naturbilder und Naturbegriffe werden je nach Gesellschaft und je nach Position, Beruf und Lebenserfahrung des einzelnen unterschiedlich und teilweise widersprüchlich verstanden. Sie müssen als soziale Konstruktion verstanden und reflektiert werden.
2. Das positive Bild der unverdorbenen, heilenden und schützenswerten Natur ist besonders bei StadtbewohnerInnen und naturfernen Berufen vorherrschend und enthält eine stark reaktive und kompensatorische Komponente. So ist auch die Naturschutzbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Naturhunderts als Reaktion auf die Verstädterung und Industrialisierung aus dem städtischen Bildungsbürgertum heraus entstanden.
3. Ein Rückblick auf 350 Jahre Bildungsgeschichte im deutschsprachigen Raum zeigt, dass der Naturbegriff für die Pädagogik eine wichtige Rolle gespielt hat. Natur wurde, in Reflexion des Zeitgeistes, immer wieder als Gegenbegriff zur Kultur und als Symbol für das Positive, Unverfälschte, Gesunde verstanden. Diese Tradition, die mit Rousseau und Pestalozzi erstmals für die Volksbildung massgebend geworden war, ist in der Reformpädagogik zu Beginn des "Jahrhunderts des Kindes" wieder aufgenommen und weiterentwickelt worden und spielt auch in der noch jungen Geschichte der modernen Natur- und Umweltbildung ein wichtige Rolle.
Daraus ergeben sich einige, hoffentlich anregende Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der naturbezogenen Umweltbildung.