Kurzinfo:
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1. In der neueren Geschichte gibt es weltweit drei Typen von Wissenschafts- und Technikmuseen, die jeweils Ausdruck des jeweiligen Wissenschafts- und Technikverständnisses sind (S.169/170): 1.1. Sammlungen wertvoller Objekte, Apparate, Modelle, Maschinen,... als Werke wissenschaftlicher und technischer Meisterleistungen (als Einzelobjekte oder in historischer Reihung): Conservatoire des Arts et Métiers in Paris (1794!), Science Museum in London (1852). 1.2. Deutsches Museum (1903 von O. von Miller als Reaktion auf das Pariser und Londoner Museum) war (und ist zum größten Teil noch) Ausdruck der Gründerzeit, d.h. des ungebrochenen Stolzes auf den Fortschritt menschlichen Erfindungsgeistes und des zu Selbstbewußtsein erwachten Ingenieurs - als Gegenstück zu der Walhalla der Künstler und Dichter. Neben der Pflege technischer Kulturdenkmäler und der Rekonstruktion fehlender Zeugnisse der Technikgeschichte, kam als neue Aufgabe die "Bildungsanstalt" hinzu mit folgendem Bildungsziel für breiteste Schichten der Bevölkerung: Hochachtung vor den großen <deutschen?> Erfindern, gehorsamer Nachvollzug der Prinzipien dieses technischen Denkens. Ursprung, Ziel und Umwelt technischer Entwicklung waren nicht gefragt! Verständlich ist dieses Konzept vor dem Hintergrund der tiefen Spaltung zwischen den Geisteswissenschaften mit ihrem kulturellen Aleinvertretungsanspruch und den Natur- und Technikwissenschaften. 1.3. "Science-Center" - in den USA und andern Ländern - verzichten oft auf historische Sammlugen und den Namen Museum und widmen sich vollständig der Einführung in die Grundprizipien der modernen Naturw. und der Technik. 2. Perspektiven neu zugründender Museen: 2.1. "Die Welt wird neu erfahren als Kosmos, als dynamisches Geschehen, als großer vernetzter Systemzusammenhang..." "Dieses Netz- und Regelwerk, diese positiven und negativen Rückkoppelungseffekte unserer hochtechnisierten Welt sichtbar, erfahrbar, verständlich und verantwortbar zu machen, ist das generalthema eines Wissenschafts- und Technikmuseums unserer Zeit" (S.171). 2.2. "Wissenschaft und Technik sind nicht die Überwindung der Natur, sondern ihre Entfaltung. Wo Technik sich löst aus dem Zusammenhang der Natur, trägt sie nicht diese, sondern sich selbst zu Grabe... Die Natur kann überleben ohne den Menschen, der mensch trotz (oder wegen!) seiner hoch entfalteten Technik nicht ohne die Natur. Eben das zu zeigen ist Aufgabe eines Technikmuseums" 2.3. "So ist es höchst fragwürdig, wenn Museen - bei aller vielleicht notwendigen Arbeitsteilung - die unselige Spaltung beibehalten, Natur, Biologie, Ökologie, Hygiene den sog. "naturkundlichen" Museen zuzuweisen, Physik und Technik hingegen andern Spezialmuseen. Der Zusammenhang ist sichtbar zu machen..." (S.171) 2.4. Trotz aller Arbeitsteilung müssen Technikmuseen die technische Entwicklung in den kulturellen Kontext stellen, in dem sie erst verständlich wird (S.172). Technikgeschichte in diesem Sinne ist notwendig und darf nicht verkürzt verstanden werden als "nostalgische Zurschaustellung archaischer, primitiver Vorläufer heutiger technischer Errungenschaften". Erst dei Einordnung in den jeweiligen, vielschichtigen Lebensraum macht sie zu wirklichen technischen Kultur= denkmalen S.173). 2.5. Miniaturisierung, Design-Ästhetik usw. verleihen vielen technischen Produkten eine undurchschaubare Gestalt. Der geschichtlich-genetische Weg von den einfacheren Anfängen bietet auch pädagogisch-didaktische Vorteile, auch für komplexere Zusammenhänge. 2.6. Um ein öffentliches Diskussionsforum zu sein, muß das Museum seinen Blick nicht nur in die Vergangenheit richten, sondern auch in die Zukunft - ohne dabei bei Fragen zu indoktrinieren, die bei fachkundigen Experten kontrovers diskutiert werden (S.174) 2.7. Es gilt einen Beitrag zu liefern zuur Überwindung der Kluft zwischen dem Fachwissen der Experten und dem Allgemeinwissen der Laien. Die zu beachtende Vermeidung von "Zunftsprachen schleift nicht nur Bildungsbarrieren vor dem Zugang zum Museum, sondern erzwingt den Dialog zwischen Experten und Laien und zwischen Generalisten und Spezialisten" (S.174). 2.8. Die vernetzte Struktur der Welt sollte sich auch in der architektonischen Gestalt niederschlagen (Spinnennetz) (S.175) 3. Beschreibung der Verwirklichung des theoretischen Konzepts am Museum für Verkehr und Technik Berlin: u.a. Schrittweise Realisierung des Museums mit teilweiser Öffnung für das Publikum. Zeitproblem!
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