Verlagsinfo:
Zum Buch:
Es fehlt in modernen Demokratien nicht an Klagen, dass es um das politische Interesse, das politische Wissen und die politische Einsatzbereitschaft der Jugendlichen nicht gut bestellt sei. Das gilt insofern als bedrohlich, weil der Bestand von Demokratien an Zustimmung und Engagement gebunden ist. Mit der Verankerung der Menschen- und Bürgerrechte in Verfassungen ist es nicht getan, sie müssen auch von Bürgerinnen und Bürgern aktiv wahrgenommen werden. Zu den Vorschlägen, dem Mangel an demokratischer Einmischung entgegenzuwirken, gehört auch die Forderung, dass mehr für die Partizipation von Kindern und Jugendlichen getan werden müsse. Bei näherem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass der Begriff der Partizipation keineswegs einheitlich gebraucht wird. Das setzt sich darin fort, dass Formen und Verfahren ebenso umstritten sind wie die Zwecke und Ziele der Partizipation. Das Buch stellt sich dieser Problematik auf dreierlei Weise: Es enthält Beiträge zur Klärung des Partizipationsbegriffs, es liefert empirische Analysen zu den Einstellungen und zur Handlungsbereitschaft der jungen Generation und es bietet Anregungen für die politische Bildung und die Jugendpolitik.
Als Leitmotiv dient die These, dass die Partizipation kein Allheilmittel ist und dass übersteigerte idealistische Erwartungen an die politische Lern- und Einsatzbereitschaft von Kindern und Jugendlichen unweigerlich in Misserfolg oder im Selbstbetrug enden müssen. Es geht darum, sowohl die Chancen als auch die Grenzen der Partizipation von Kindern und Jugendlichen genauer zu beleuchten, um so der Banalisierung des Konzepts entgegenzuwirken: Wenn jede Gruppenaktivität zur Partizipation erhoben wird, dann verliert dieser Begriff seinen Wert. Gehalt hat dieser Begriff nur dort, wo es um selbständiges Entscheiden, das Übernehmen von Pflichten und das verantwortungsvolle Ausüben von Macht geht.
Entgegen der Erwartung, dass die Selbstorganisation von Schülerinnen und Schülern gleichsam automatisch zu einer stabilen Ordnung mit einem hohen positiven Erlebniswert führen wird, zeigt der Blick in die Praxis, dass Demokratie oft ein anstrengendes und mitunter auch frustrierendes Geschäft ist. Die Kunst der politischen Bildung besteht darin, die Schülerinnen und Schüler auf diese Mühen vorzubereiten, ohne ihren Elan im Keim zu ersticken.