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BNELIT - Datenbank zu Bildung für nachhaltige Entwicklung: wissenschaftliche Literatur und Materialien
Bildung für nachhaltige Entwicklung: wiss. Literatur und Materialien (BNELIT)
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1. Zeitschriftenausgabe
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zus. bet. Pers.:
Zeitschrift/Zeitung:
BNE-Journal
Z-Heftnummer/-bez.:
Ausgabe 4
Themenschwerpunkt:
Wasser und Bildung.
Erscheinungsjahr:
Kurzinfo:
Editorial:

Liebe Leserinnen und Leser,

unser Land ist mit Wasser in ausreichender Menge gesegnet. Knapp wird es gelegentlich nur in Hitzesommern, wenn Kraftwerke ihre Leistung drosseln müssen, weil das aufgewärmte Wasser die Fischpopulation bedroht oder die Schifffahrt bei Niedrigwasser eingeschränkt werden muss. Durch eine flächendeckende Abwasserreinigung auf hohem technischen Niveau und abwasserschonende Produktionsverfahren gelingt es uns, diesen Wasserschatz auch rein zu halten.

Dank der Daseinsvorsorge unserer Wasserwirtschaft haben wir stets Trinkwasser in guter Qualität zur Verfügung. Unsere Flüsse sind in den letzten Jahrzehnten wieder sauberer geworden und können vielerorts zum Baden genutzt werden. Ist damit alles gut? Leider nein.

Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung hat keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über 80 Prozent der weltweit auftretenden Fälle von Krankheiten und Epidemien sind auf fehlende Versorgung mit sauberem Trinkwasser, mangelnde Hygiene und fehlende sanitäre Anlagen zurückzuführen. Verteilungskonflikte um Wasser sind bereits bittere Realität. Bis 2015 will die Weltgemeinschaft deshalb erreichen, dass die Hälfte dieser Menschen mit sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen versorgt wird, so festgelegt in den Millenniumszielen in Johannesburg.
Deutschland setzt in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit mit 350 Millionen Euro und Kooperationen mit etwa 60 Partnerländern deutliche Schwerpunkte. Wir unterstützen die Wasserwirtschaft im Nahen Osten, am Mekong, in Kabul, in vielen afrikanischen Flusssystemen, wie Nil, Kongo oder Niger mit dem Ziel, sauberes Trinkwasser und eine sanitäre Grundversorgung zu ermöglichen. Dabei stellen wir unsere Erfahrungen und unser Know-how weltweit zur Verfügung.

Die diesjährige Stockholm Water Week hat im August einen weiteren wichtigen Aspekt ins öffentliche Bewusstsein gerückt: den direkten Einfluss unseres Konsumverhaltens auf den weltweiten Wasserverbrauch. Für die Produktion und den Transport von importierten Lebensmitteln und anderen Konsumgütern ist oft viel Wasser nötig, das als verstecktes Wasser oder sog. ‚virtuelles Wasser′ bezeichnet wird. Dadurch partizipieren wir in den Industrieländern an den Wasserressourcen anderer, z.T. deutlich trockenerer Regionen. So erfordert z.B. die Produktion von einer Tasse Kaffee insgesamt bis zu 140 l Wasser; für ein DIN-A4 Blatt Papier werden bis zu 10 l Wasser benötigt; für ein Baumwoll-Shirt ca. 2.000 l. Insgesamt gehört Deutschland zu den 10 größten Importeuren von virtuellem Wasser. Das Ausmaß unseres Wasserverbrauchs kann jede Bürgerin und jeder Bürger durch verantwortliches Handeln und nachhaltigen Konsum beeinflussen und damit einen globalen Beitrag leisten. Hier ist Wissen über die eigenen Handlungsmöglichkeiten nötig.

Der Wassersektor zählt mit einem Umsatz von 250 Milliarden Euro zu den Zukunftsmärkten des internationalen Handels. Eine Verdoppelung im nächsten Jahrzehnt auf 500 Milliarden Euro ist prognostiziert. Deutschland belegt bei den Komponenten für Wasser- und Abwassertechnik mit einem Anteil von 16,5 % Platz 2 hinter Weltmarktführer USA. Es geht dabei nicht nur um innovative Technik, gefragt sind ganzheitliche Konzepte und Systemlösungen für das Wasser- und Gewässermanagement. Das Erreichen der Milleniumsziele liegt auch in unserem eigenen wirtschaftlichen Interesse – dafür müssen wir ausbilden. Diese Ausbildung kann sich nicht in der Vermittlung von Fachwissen erschöpfen, es geht um das Verstehen von Zusammenhängen, um vernetztes Denken und die Entwicklung unkonventioneller Lösungskonzepte, für die die Vergangenheit keine Muster bereitstellen kann.

Der weltweit nachhaltige Umgang mit Wasser ist eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft. Das Thema "Wasser" ist hervorragend geeignet, die Komplexität von natürlichen, sozialen und ökonomischen Funktionszusammenhängen bis hin zur Globalisierung darzustellen. Gleichzeitig ist Wasser eine kostbare Ressource, deren Schutz uns alle angeht. Dies setzt voraus, dass wir das notwendige Wissen dafür erlernt haben, um kompetent zu handeln. Aber viele Menschen wissen noch immer zu wenig darüber, vor allem für die neuen globalen Herausforderungen müssen wir besser vorbereitet sein. Bildung für nachhaltige Entwicklung muss genau hier ansetzen, um der Komplexität des Themas gerecht zu werden und individuelle Kompetenzen zu vermitteln und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Dieser Herausforderung hat sich das deutsche Nationalkomitee der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" gestellt und "Wasser" zum Themenschwerpunkt des Jahres 2008 gewählt. Gleichzeitig ist es gelungen, eine Verknüpfung mit der parallel laufenden UN-Dekade „Süßwasser″ herzustellen. Damit wurde in Deutschland erstmals die Zusammenarbeit der Experten von zwei parallel laufenden UN-Dekaden gefördert: Süßwasser und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das Nationalkomitee hat unter der Leitung meines Hauses eine Arbeitsgruppe gebildet, in der sich Bildungs- und Wasserfachleute gemeinsam darauf verständigen, wie handlungsorientierte Bildung für nachhaltige Entwicklung zum Thema Wasser heute aussehen muss.

Diese Kooperation erweist sich bereits jetzt als sehr fruchtbar. Während die Wasserfachleute wissen, welche Themen im Bereich Wasser gerade drängen und an welchen Lösungen wo gearbeitet werden muss, können die Bildungsfachleute ihr Know-how zur Vermittlung dieses Wissens einbringen.

Auch im eigenen Land wird uns die Daueraufgabe "Gewässerschutz" mit einer erweiterten Zielausrichtung begleiten. Wie in allen Staaten der Europäischen Union soll der Zustand der Gewässer bis 2015 verbessert werden. Angestrebt wird ein guterökologischer Zustand, das bedeutet z.B., die Gewässer wieder als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu betrachten und auch die Durchgängigkeit eines Flusses für Wanderfische wieder herzustellen. Dabei wird die Öffentlichkeit bereits bei der Vorplanung intensiv beteiligt, um die Interessen aller Gewässernutzer abwägen zu können. Eine Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt die Kompetenzen, die für die Beteiligung an diesen Vorplanungen notwendig sind: vom fachlichen Verständnis der Vorgängeüber die Fähigkeit, Interessen einzubringen und abzuwägen bis hin zur Organisierung solcher Prozesse.

Ich möchte an dieser Stelle herzlich all denen danken, die mit ihrem Engagement, ihren Ideen und ihren guten Beispielen die UN-Dekade für nachhaltige Bildung bereichern und zum Erfolg führen.

Ihr
Sigmar Gabriel
Inhaltsverzeichnis :
Inhaltsverzeichnis:

Dr. Uschi Eid: Das "UN-Jahr für Sanitäre Grundversorgung 2008" – Toiletten und Abwässer enttabuisieren!

Prof. Dr. Uwe Grünewald: Wasser und Extremereignisse

Dr. Gerhard Becker: Das pädagogische Potenzial von Stadtgewässern

Dr. Joachim Bley: Gewässerlandschaften der Zukunft gemeinsam entwickeln: Wie unterstützen Bildungsangebote die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie?

Kirsten Dölle und Franca Schwarz: Bildung, Gesundheit, Wasser und Sanitärversorgung

Dr. Carolin Rettig und Prof. Dr. Werner Konold: Qualitätsstandards für die außerschulische Gewässerpädagogikpraxis

Interviews mit:

Gespräch mit Dr. Ulrich Irmer

Gespräch mit Rainer Berg

Gespräch mit Dr. Ralf Klingbeil

Berichte aus der Praxis:

Dr. Brigitte Biermann: Wasser schmackhaft machen

Dr. Susanne Hofmann und Barbara Rasche: WasSerleben 2008 - Die bayerische Kampagne für Umweltbildung

Erich Schmidt: Das Wasser-Info-Zentrum Eifel als außerschulischer Lernort

Peter Strack: Für das Wasser singen

Karin Lendle und Dr. Rainer Tempel: Naturwissenschaften hautnah erleben

Dr. Sandra Röck: Gewässerführer in Baden-Württemberg

Good-Practice-Beispiele
Kerstin Schulte: Ausstellung "WasserWissen - die wunderbare Welt des Wassers"

Wiltrud Betzler-Schellin: Netzwerk Osnabrücker Schulen für eine Lebendige Hase

Von Britta Apelt und Günter Terhalle: Netzwerk Fließgewässer im urbanen Raum (FluR)

Informationen zum Jahresthema Wasser im BNE-Portal
Zeitschr-Artikel:
 
 
 
 
 
 
 
Original-Quelle (URL):
Datum des Zugriffs:
26.02.2010