Der Gebrauch des "Wir" in der ökumenischen Diskussion verwirrt: Kirchliche Wir-Sager (vor allem aus Europa) beschwören eine übergeordnete Gemeinschaft, wo viel eher Respekt vor der Vielfältigkeit des Wir auf der ganzen Erde angebracht wäre. Ivan Illich, bei seinem letzten Auftritt vor dem ökumenischen Rat der Kirchen (zusammen mit Paulo Freire) als "Wanderprediger des Offensichtlichen" bezeichnet, lebt derzeit in Mexiko und Deutschland und lehrt im Wintersemester 1980/81 im 2. Jahr an der Gesamthochschule Kassel. Seine zahlreichen Bücher sind weltbekannt. Im folgenden Beitrag versucht Illich, durch historischen und interkulturellen Vergleich linguistischer Strukturen zu zeigen, wie sich - am Beispiel des "Wir" - das Lebensgefühl des modernen Menschen mentalitätsgeschichtlich verändert hat.