Aufsätze zu den Problembereichen:
- Arbeit
- Wissenschaft und Politik
- Subjektivitätskonstruktion und Wirklichkeitsverarbeitung
- Wertorientierung, Ethik und Religion
Zur konzeptionellen Gestaltung
Die gegenwärtige Transformation der Industriegesellschaft in eine Informationsgesellschaft stellt für die Erziehungswissenschaft in vielfältiger Hinsicht eine Herausforderung dar. Folgende Entwicklungstendenzen stehen sich gegenüber:
Einerseits: Infolge der technologischen Umwälzungen werden die meisten Arbeits- und Lebensvollzüge zunehmend abstrakter und weniger anschaulich. Der Prozeß der Entsinnlichung der Lebenszusammenhänge schreitet stetig fort. Der Grad der Verwissenschaftlichung steigt gesamtgesellschaftlich weiter an. Das Wissen, das für die selbständige Bewältigung des Alltags und der individuellen beruflichen Entwicklung benötigt wird und vom einzelnen angeeignet werden muß, nimmt explosionsartig zu.
Andererseits: Trotz dieses quantitativ wachsenden Wissens stellt sich zunehmend die Erfahrung ein, daß die Handlungsfähigkeit in bezug auf die Lösung dringender praktischer Probleme (Ökologie, Arbeitslosigkeit, intergene rationeller Wertewandel, Geschlechterverhältnis, internationale Verflechtungen und Konflikte etc.) zusehends abnimmt. Gefühle der Ohnmacht, die Einstellung der Gleichgültigkeit, Rückzugstendenzen auf die bloße Subjektivität, ein ethischer Relativismus machen sich breit bei gleichzeitig vielfach geforderter moralischer und sittlicher Begründung eines solchermaßen zu verantwortenden Handelns angesichts der drohenden Vernichtung der Lebensbedingungen. Anders ausgedrückt: Komplexitätssteigerung und die erforderliche Komplexitätsreduktion stehen durch die theoretisch und praktisch verfügbaren, wissenschaftlichen und politischen Verfahren der Bearbeitung dieser zwiespältigen gesellschaftlichen Herausforderungen im Ungleichgewicht. Psychoepidemiologische Studien wie auch Alltagserfahrung belehren uns darüber hinaus eindringlich, daß die psychischen Kosten des gegenwärtigen gesellschaftlichen Komplexitätsschubs erheblich sind.
Wir vertreten die Auffassung, daß eine Erziehungswissenschaft, die sich den gegenwärtigen Herausforderungen nicht entziehen will, versuchen sollte, ihr disziplinäres System entlang zweier Achsen zu konzipieren. Diese beiden Achsen sind als Problemzonen, in Form von Fragen formuliert, wie folgt zu kennzeichnen. Zum einen: Wie kann der einzelne die auf ihn in Zukunft noch stärker hereinbrechende Informationsflut verarbeiten? Zum anderen: Wie kann angesichts einer solchen gesellschaftlichen Dynamik eine Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen stattfinden, die sich an den humanitären Zielen von Freiheit, Mündigkeit und Verantwortung orientiert und die einer vernünftigen Beurteilung sowohl im Rahmen einer Scientific community als auch im lebenspraktischen Kontext standhält? Nach unserer Auiffasung bietet gerade der Bildungsbegriff die Möglichkeit diese beiden Problemzonen miteinander uzu verketten.