Kurzinfo:
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Thesen: 1. Gemeinsam war bei aller Unterschiedlichkeit der Internatsgründungen im einzelnen die Frontstellung gegen die alte Unterrichtsschule und die städtische Zivilisation im Ganzen. 2. Im Vergleich zu anderen reformpädagogischen Ansätzen standen weniger spezifisch neue Methoden originelle Unterrichtskonzepte oder Strukturpläne im Mittelpunkt, sondern die "Umgebung der Schule" als Erziehungsmittel. Während sich H. Lietz primär auf die regionale, natürliche und kulturlandschaftliche Umgebung in ihrem jahreszeitlichen Wandel stützte, erweiterte Paul Geheeb auf die soziale Umgebung (insbesondere die Koedukation) und Hahn (Salem) auf die institutionelle Umgebung, den Schulstaat. 3. Gegenüber der Unterrichtsschule und ihrer Kunstwelt sollte die unmittelbare Umwelt als Lernfeld zurückgewonnen werden, wobei Fahrten, Erkundungen, handwerklich-praktische Tätigkeit, aber auch musische Beschäftigung die praktischen Methoden darstellten (was von der heutigen "Community education" wieder aufgenommen wurde). 4. Über den Sport wurde der Körper zentral in ein ganzheitliches Erziehungskonzept einbezogen. 5. Im NS-Staat entwickelten sich die Landerziehungsheime sehr unterschiedlich (s. Seidel, 1987) 6. In der Nachkriegszeit vollzog sich ein z.T. einschneidender Strukturwandel: a. Die pädagogisch gewollte Naturidylle /pädagogische Provinz wurde stark eingeschränkt, z.T. entwickelten sich Stadtrandlagen, in jedem Fall beeinflußt über Medien und Moden die (städtische) allgemeine Jugendkultur die Umwelt der Landerziehungsheime. Die Durchbrechung der Abschottung der heilen Internatswelt bietet jedoch auch pädagogische Chancen. b. Die erfolgreich angestrebte staatliche Anerkennung der Landerziehungsheime als Privatschulen ist ein "Sündenfall", denn sie hatte einen hohen Preis. c. Die pädagogische relevante Selbstversorgung der Landerziehungsheime, die wichtige Erfahrungsfelder eröffnete, wurde zunehmend zugunsten von Technisierung, Professionalisierung u.ä. aufgegeben. Dies erbrachte allerdings Spielräume für neue Aktivitäten. 7. Entwicklungsperspektiven: Die landerziehungsheime beginnen sich auf verschiedene Aspekte zu besinnen, die mit den drei Wortteilen ihrer Bezeichnung in Verbindung stehen: a. "Land"-: ökologsiche Schulen, die ihren Internatsalltag ökologisch bewußt als Modell gestalten. b. "-erziehungs-": Antworten auf die Krise der traditionellen und modernen Industriegesellschaft und ihrer Werte c. -"heime": Antwort auf die Krise der modernen Kleinfamilie.
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