Hermann Krämer befaßt sich in seinem Text "Bedeutung, Gefährdung und Rettung von Straßenbäumen. ..." mit dem integrativ-mehrperspektivischen Unterricht. So versteht er unter Mehrperspivität, daß die Schüler einer "Sache" aus verschiedenen Perspektiven betrachten und angehen.
Z. B. um herauszufinden ob die zu untersuchenden Bäume gesund oder krank sind, sollte man zunächst Infrarotluftbilder anschauen. Hierbei sollten die Kinder erkennen, daß "rot" für wärmestrahlend also lebende Bäume und "blau" für nicht wärmestrahlend also unbelebte Bäume steht.
Damit die Schüler dieses Verfahren rekonstruieren und begreifen können, und wirklich wissen, was den "szientischen Zugriff auf die Wirklichkkeit" auszeichnet, bedarf es einer exemplarischen und ausladenden Unterrichtsvorbereitung, einer Exkursion zu den Straßenbäumen am Ort und einer entsprechenden Untersuchung.
Aber man muß darauf achten, daß es an dieser Stelle nicht stagniert, sondern noch weitergeht; daß man den erlebnishaften und den gesellschaftlichen oder sozialen Blickwinkel mit einbezieht. Das bedeutet, daß man sich überlegt, warum die Bäumeüberhaupt krank geworden sind, und wie man ihnen helfen könnte. Also Zusammenhänge erkennen. Hieraus ergibt sich aber auch sofort die Forderung nach Integration.
Außerdem sollte daran gedacht werden, daß der Schüler den Sachverhalt in seine Denkorganisation, seinen Gefühlshaushalt aufnimmt, und so auf seinen Einstellungen und seiner Handlungsbereitschaft einwirken. Der Schüler rekonstruiert für sich die Wirklichkeit.
Hinzu kommt noch die Forderung nach Komplexität. Denn wenn man nur Teilaspekte behandelt, dann wird die Betrachtung einseitig. So gibt es z. B. immer Leute (Bauunternehmen etc.), die für den Abriß von Bäumen sind. Man sollte nun versuchen, auch diese Leute zu verstehen und nach einem Kompromiß suchen.