Vorwort:
Auf der Suche...
"Lebensstile werden definiert als gruppenspezifische Formen der Alltagsorganisation und -gestaltung. Der Lebensstilbegriff umfasst somit die unterschiedlichsten Ebenen des Lebens wie Haushaltskontext, Werte, Ziele, Freizeit- und Konsumverhalten sowie Mediennutzung und ästhetische Orientierung."
Kleinkückelkotten, Neitzke: Der Unterschied macht's. In: Politische Ökologie, Sonderheft 12, 2000, S. 19-20
Wie können Elemente eines nachhaltigen Lebensstils aussehen und wie lassen sich diese in unseren Alltag einfügen? Wie nachhaltig ist denn unser Arbeits-, Freizeit- und Konsumverhalten, welche Rolle spielt dabei die Mediennutzung und unserästhetisches Empfinden? Antworten auf diese Fragen werden angesichts der globalen ökologischen, sozialen und ökonomischen Situation immer notwendiger.
Die wohlgemeinten Umwelt-Tipps der Vergangenheit ("Jute statt Plastik", "Mobil ohne Auto") behalten ihre Bedeutung, reichen aber allein nicht mehr aus.
Lifestyle
Die Suche nach nachhaltigen Lebensstilen führt zwangsläufig zum Begriff des "Lifestyle". Zumindest im allgemeinen Sprachgebrauch verbindet sich mit diesem Wort das Nutzen eines Produkts oder einer Dienstleistung. Er dient dazu, sich selbst in Szene zu setzen und sich als Teil einer Gruppe mit gleichem Lifestyle zu fühlen. Die Gruppe besteht aber nur so lange, wie das Produkt als Lifestyle anzeigend anerkannt ist. Danach muss ein neues Lifestylesymbol erworben werden.
Nachhaltige Lebensstile
zu beschreiben und zu praktizieren wird schwieriger sein, da sie sich nicht allein auf den Kauf umweltfreundlicher Produkte, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Fortbewegung oder das häufigere Abschalten des Fernsehers reduzieren lassen. Nein, die Suche nach nachhaltigen Lebensstilen ist nicht identisch mit der Ablehnung bestimmter Konsumgewohnheiten. Sie bedeutet, die Beziehungen zwischen meinem Handeln und dessen Auswirkungen auf ein ungeheuer komplexes System zu erkennen. Mit diesem Heft wird das nur in wenigen ausgesuchten Streiflichtern möglich sein, doch ergeben sich mitunter überraschende Schlussfolgerungen.
In diesem Heft ...
beginnen wir mit der Betrachtung von ausgewählten Konsumgewohnheiten und erkennen schnell, dass der Konsum auf zweierlei Weise grenzenlos ist: nämlich global und die Grenzen unserer wirklichen Bedürfnisse weit überschreitend. Was steckt hinter dem Konsum und wie entsteht er? Die Wünsche-Macher sind die Alchimisten der Neuzeit und wir schauen in ihre Küche, wie aus Bedürfnissen Wünsche gebraut werden. Doch was können wir anbieten? Neue Lebensstile bieten Lebensqualität z.B. mehr Zeit, mehr Genuss, mehr Raum, neue sinnliche Erlebnisse und mehr Kultur.
Die Suche verspricht spannend zu werden ... kommen Sie mit!