Der politische Ort der Gesundheitspolitik ist uneindeutig: Einmal wird die Gesundheitspolitik neben, mal als Teil der Sozialpolitik gesehen. Ebenfalls uneindeutig ist, was sich hinter dem Begriff verbirgt. Meist geht es ausschließlich um die Gestaltung der Krankenversorgung, nur selten darum, worum es von der Wortbedeutung her eigentlich gehen sollte, nämlich die Steuerung von Verhältnissen und von Verhalten mit dem Ziel, Menschen einen Zugewinn an Gesundheit und Schutz vor Krankheitsbedrohungen zu ermöglichen.
In diesem Beitrag wird es um den zuletzt genannten Bereich der Gesundheitspolitik gehen. Die Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebensbedingungen, also eine Aufgabe, die „Gesamtpolitik" („healthy public policies") erfordert. Wir nennen diesen Bereich (zur Abgrenzung von der „Gesundheitspolitik") „Gesundheitsförderungspolitik". Diese Politik hat international und auch in Deutschland in den vergangenen zehn bis 15 Jahren stark an Bedeutung gewonnen, insbesondere auf der lokalen Ebene, d.h. in Städten und Gemeinden. Ohne ein zugkräftiges Leitbild wäre eine solche Entwicklung nicht möglich gewesen. Die „Ottawa-Charta der WHO" ist das Basisdokument dieses Leitbildes (vgl. z.B. zu Text und Kommentierungen Trojan/Stumm 1992).
Für die Thematik dieses Buches ist das Gesundheitsförderungs-Programm wichtig, weil es als international entstandenes und verabschiedetes Leitbild seine stärkste Resonanz und Wirkung in Städten hatte, der sogenannten „Healthy Cities-Bewegung". In diesem Aspekt ist die Gesundheitsförderung den Nachhaltigkeitsprogrammen bzw. dem Programm der lokalen Agenda 21 unmittelbar ähnlich.