Text aus www.fis-bildung.de:
Umweltprobleme werden zwar überwiegend naturwissenschaftlich analysiert, jedoch gesellschaftlich verursacht und folgenreich. In dem Maße aber, wie die sozioökonomischen, kulturellen und politischen Dimensionen der Umweltkrise erkannt sind, wird die Frage nach dem Beitrag der Sozialwissenschaften bei deren Interpretation und politischen wie pädagogischen Bearbeitung virulent. Dieser Text setzt sich zunächst kritisch mit der bisherigen gesellschaftswirksamen Nutzung sozialwissenschaftlicher Potentiale auseinander und konstatiert für die Industriegesellschaften westlicher Prägung eine Tendenz der Sozialwissenschaften zur Stützung krisenfördernder gesellschaftlicher Bedingungen. Ein möglicher Beitrag der Sozialwissenschaften zur Verbesserung der gesellschaftlichen Verarbeitung der Umweltkrise ist die Förderung einer politischen Reflexivität. Hierzu ist es einerseits erforderlich, die ökologische Herausforderung als gesellschaftliche Aufgabe im Sinne einer Sicherung der Lebensgrundlagen, andererseits aber ebenfalls wahrzunehmen, daß die Umweltprobleme auch schädigend auf die Gesellschaft, insbesondere auf Demokratie, Sozial- und Rechtsstaatlichkeit zurückwirken. Als Aufgaben für die umweltpolitische Bildungsarbeit ergeben sich schließlich aus dieser Perspektive: eine kritische Auseinandersetzung mit Herrschaft sowie die Förderung von kommunikativen Kompetenzen, von Konfliktfähigkeit und fortwährenden intellektuellen Suchbewegungen, die jeweils an ökologischen Belangen zu exemplifizieren sind.